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Impuls zum 18. April 2021

Zum 3. Ostersonntag

Von Charles Borg-Manché, geistlicher Beirat von pax christi München

Als „Auferweckte“ leben und handeln
Hinführung
Die Osterbotschaft scheint uns Glaubenden einfach zu sein: 
Der Herr ist wahrhaft auferstanden! Er lebt!
Und doch bleiben in uns Fragen und Zweifel, wie schon bei den Jüngerinnen und Jünger Jesu damals: 
Ist er es wirklich oder täuschen wir uns?
Können wir uns darauf verlassen, dass er vom Tode auferweckt wurde? 
Wie ist es denn mit der leibhaftigen Auferstehung?

Die Begegnung mit dem Auferstandenen im heutigen Evangelium will uns dabei helfen, Antworten auf diese Fragen zu finden – wenn der Herr und Meister, wie damals bei den Seinen, uns heute im Alltag begegnen will oder hier und jetzt sich mit uns zu Tisch setzt, mit uns das Mahl der Liebe feiert. 

Ihm, rufen wir nun zu Beginn zu: 
Herr Jesus Christus, du unser Bruder! 
  • Du bist der Weggefährte unseres Lebens! – Herr, erbarme dich!
  • Du bist die Hoffnung aller Zweifelnden! – Christus, erbarme dich!
  • Du bist die Freude der Glaubenden! – Herr, erbarme dich!

Gebet
Gott der Liebe und des Lebens! 
Immer wieder halten uns die Sorgen des Alltags gefangen 
und noch immer bereitet uns die ungewisse Zukunft für unser Leben im Ausnahmezustand Kopfzerbrechen. 

Dennoch feiern wir in diesen Tagen das Ostergeheimnis, das uns – gerade in dieser Zeit der Not – 
deine Gegenwart im Hier und Jetzt verheißt. 

Lass nicht zu, dass wir über alles, was uns in diesen Tagen beschäftigt, 
deine grenzenlose Liebe zu uns vergessen. 
Stärke in uns vielmehr unser Vertrauen auf deinen Sohn Jesus, den du vom Tod auferweckt hast, 
der mit dir lebt und mit uns geht heute und alle Tage unseres Lebens. Amen. 

Evangelium
Aus dem Evangelium nach Lukas (Lk 24, 35-48)

Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren, erzählten den Elf und 
die mit ihnen versammelt waren, was sie unterwegs erlebt 
und wie sie Jesus erkannt hatten, als er das Brot brach.
Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte 
und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen.
Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? 
Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen?
Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst.
Fasst mich doch an und begreift: 
Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.
Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße.
Als sie es aber vor Freude immer noch nicht glauben konnten und sich verwunderten,
sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier?
Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen.
Dann sagte er zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, 
als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, 
bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht.
Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften.
Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: 
Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden.
Angefangen in Jerusalem, seid ihr Zeugen dafür.

Gedanken zum EvangeliumI
Ihr fragt: Wie ist die Auferstehung der Toten?
Ich weiß es nicht.
Ihr fragt: Wann ist die Auferstehung der Toten?
Ich weiß es nicht.
Ihr fragt: Gibt’s eine Auferstehung der Toten?
Ich weiß es nicht.
Ihr fragt: Gibt’s keine Auferstehung der Toten?
Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, wonach Ihr nicht fragt:
Die Auferstehung derer, die leben!
Ich weiß nur, wozu Er uns ruft:
Zur Auferstehung heute und jetzt!

Die Fragen in diesem Gedicht des schweizerischen Dichter-Pfarrers Kurt Marti könnten auch die Fragen der ersten Christengemeinden gewesen sein. Vermutlich wollten auch sie damals, genauso wie wir heute, erfahren, ob sich Jesu Auferstehung wirklich ereignete oder ob sie vielmehr eine Täuschung oder Einbildung seiner Jünger war. 

Denn wir alle wissen, wie leicht wir uns manchmal selbst täuschen können – besonders dann, wenn wir eine bestimmte Erwartung haben. Und für die Jünger Jesu war seine Auferweckung vom Tod eine sehnsüchtige Erwartung, eine starke Hoffnung, um möglichst zweifelsfrei zu wissen, ob sie mit ihrer Nachfolge Jesu auf dem richtigen Weg waren.

Aber nicht nur die Jüngerinnen und Jünger, nicht nur die ersten Christengemeinden, sondern auch wir heutige Christinnen und Christen sehnen uns nach einer Gewissheit über Jesu Auferstehung und damit über unsere eigene Auferstehung. Auch wir wollen wissen, ob sie einem bloßen Wunschdenken entspringt oder ob wir fest darauf vertrauen können. 

Der Evangelist Lukas will den Mitgliedern seiner Christengemeinde (aber auch uns heute), eine zuverlässige Grundlage für den Auferstehungsglauben anbieten. Er möchte, dass wir nicht einfach blind vertrauen, sondern vielmehr unseren Glauben verständig und verantwortungsvoll begründen können. Allerdings liefert uns Lukas keine Beweise, sondern vielmehr gewisse Hinweise auf die Auferweckung Jesu – also Anzeichen bzw. Anhaltspunkte für erlebte Begegnungen mit dem Auferstandenen.

Ein erstes Anzeichen für den Glauben an den Auferstandenen sieht Lukas in den Begrüßungsworten Jesu: „Der Friede sei mit euch!“ Frieden stiften, das Reich von Gottes Schalom war die zentrale Botschaft des irdischen Jesus. Daran erinnert der Auferstandene seine Jüngerinnen und Jünger bei seinem plötzlichen Auftreten in ihrer Mitte. Allerdings löst dieser Friedensgruß zunächst Erschrecken statt Freude aus, denn sie vermuten die Erscheinung eines Geistes, eines Hirngespinstes – und das bringt eher Aufregung und Angst statt Frieden. 

Doch Jesus reagiert darauf nicht mit Vorwürfen, sondern mit einer verständnisvollen Frage: „Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht“. (Lk 24,38-39) Die Aussage „Ich bin es selbst“ ist hier entscheidend. Lukas will damit aufzeigen, dass der auferweckte Herr derselbe ist wie der irdische Jesus aus Nazareth. 

Da aber diese Einladung zum Anfassen den Seinen immer noch nicht reicht zum Glauben, zum Fassen seiner wirklichen Gegenwart, gibt ihnen der Auferstandene ein weiteres, noch deutlicheres Zeichen: Er isst vor ihren Augen ein Stück gebratenen Fisch. Dies soll die Seinen an die vielen Male erinnern, an denen Jesus zu seinen Lebzeiten auf Erden mit ihnen Mahl mit Fisch und Brot gehalten hat. Darüber hinaus deutet der Fisch nach uralter Symbolik auf einen göttlichen Heilsbringer, also auf Jesus selbst hin. 

Zum Schluss ruft der Auferstandenen den Seinen die Worte der Schrift ins Gedächtnis, die auf ihn und auf seinen unausweichlichen messianischen Weg des Leidens und der Auferstehung hinweisen sollen. Diese Schriftdeutung ist für die Jünger und die ersten Christengemeinden entscheidend, weil für sie gerade dieser Leidensweg des Messias, des Christus und Gottesgesandten nur schwer erträglich war. Darüber hinaus sollen diese Schrifthinweise den Seinen bei der Verkündigung von Jesu Leben und Botschaft an ihre jüdischen Glaubensgenossen helfen, die sich ja in der Schrift gut auskannten. 

Denn dem Evangelisten Lukas liegt sehr daran, seiner Christengemeinde nicht nur überzeugende Gründe für den Glauben an den Auferstandenen darzulegen, sondern vor allem auch klar zu machen, dass der Auferstehungsglaube eine entscheidende Folge hat für unser Leben hier und jetzt auf der Erde. Die Schlussworte des heutigen Evangeliums zeigen dies deutlich: „Ihr seid Zeugen dafür!“ Das heißt für mich: Wer an die Auferweckung Jesu vom Tod glaubt, wird hier und jetzt als auferweckter Zeuge leben. Das Ostergeheimnis schenkt uns Kraft und Zuversicht, befreiter und hoffnungsvoller zu leben und zu handeln. Es geht darum, unseren Osterglauben nicht nur durch Worte und Bekenntnisse, sondern vor allem auch durch Taten vor den Menschen zu bezeugen. 

Entscheidend ist also nicht, ob wir Christ*innen viel über Auferstehung reden, sondern ob wir glaubwürdig in Kirche und Gesellschaft danach handeln. Denn alles Nachdenken und Reden über Ostern ist sinnlos, wenn wir uns nicht vom Auferstandenen bewegen lassen – und zwar hin zu den Menschen, die heute seine Wundmale tragen. 

Entscheidend ist, ob wir als Kirche, als Christengemeinde für die Menschen unserer Zeit als „Ort von Auferweckten“ erlebt werden – ob wir Christinnen und Christen als „Aufständische“ wahrgenommen werden. D.h. als Menschen, die den Auferstandenen und damit den Aufstand des Lebens gegen den Tod glaubwürdig bezeugen und feiern. 

Denn Auferstehung feiern bedeutet für uns Glaubende Aufstand feiern – Aufstand für das Leben; für Frieden, Gerechtigkeit und Liebe zur Schöpfung; für Solidarität und Menschenwürde, für Wahrheit und Befreiung von Zwängen – daher auch Aufstand gegen alle Todeszeichen unserer Welt: Gegen Gewalt, Unterdrückung und Unrecht; gegen Krieg, Waffenexporte und Umweltzerstörung; gegen Lüge, Täuschung und Gier; gegen Selbstsucht und Rücksichtslosigkeit; gegen Arbeitslosigkeit, Hunger und Armut.   

Ich bin davon überzeugt: Wenn wir kleine Schritte des Aufstands für das Leben in unserem Umfeld und darüber hinaus gemeinsam wagen, werden wir immer wieder den Auferstandenen entdecken und erkennen – mitten in den Wundmalen unserer Zeit, mitten in den Bewegungen und Initiativen für Frieden und Gerechtigkeit in unserer Welt. 

Fürbitten
Seine Jüngerinnen und Jünger ruft Jesus auf, in aller Welt Zeugen seiner Botschaft zu sein.
Ihn bitten wir nun um seinen Beistand:
Wir rufen zu dir: Herr, stehe ihnen bei!

Für die Menschen, die sich von der Pandemie überfordert fühlen.
Die keine Kraft mehr haben und resignieren wollen,
aber auch für die Vielen, die dagegen kämpfen – in den Familien, den Schulen, den Krankenhäusern und Seniorenheimen sowie in Forschung und Politik.
Wir rufen zu dir: Herr, stehe ihnen bei!

Für die Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind,
und für die Vielen, die noch lange unter den Folgen der Krankheit leiden.
Für die Menschen in den ärmsten Ländern, die der Pandemie und ihren Folgen besonders schutzlos ausgeliefert sind. 
Wir rufen zu dir: Herr, stehe ihnen bei!

Für unsere Mitchristinnen und Mitchristen, die als Zeugen des Auferstandenen leben und handeln. 
Für alle Menschen, die täglich gegen die Mächte des Todes in unserer Welt kämpfen.
Wir rufen zu dir: Herr, stehe ihnen bei!

Für alle Opfer von Kriegen und Naturkatastrophen; 
für die Menschen, die unter Lebensgefahr auf der Flucht sind;
für die Menschen, die in diesen Tagen gestorben sind,
für ihre trauernden Angehörigen und für Alle, die sie vermissen.
Wir rufen zu dir: Herr, stehe ihnen bei!

Für die Menschen, die uns persönlich nahe sind… (hier mit Namen nennen)
Wir rufen zu dir: Herr, stehe ihnen bei!

Herr Jesus Christus, du unser auferstandener Bruder! Du hast den Deinen Gottes Schalom zugerufen. Schenke auch uns und unserer Welt deinen Frieden – 
der du mit uns gehst heute und alle Tage unseres Lebens. Amen. 

Gebet
Vater unser

Texte zum Nachdenken
Wir haben dein Evangelium noch nicht vollständig begriffen.

Wir bekennen Herr, dass wir dein Evangelium noch nicht vollständig begriffen haben.
Auch haben wir die uns umgebende Wirklichkeit noch nicht richtig durchschaut.

Verzeih uns unsere Konfusion und unsere Zaghaftigkeit,
  • deine Zeugen zu sein,
  • die Zeichen des Reiches zu erkennen,
  • Anderen zu vergeben,
  • Ansätze der Hoffnung zu suchen,
  • gemeinsam zu beten,
  • die Einheit des Leibes Christi zu bezeugen,
  • unsern Reichtum und unsere Armut zu teilen,
  • für die Überraschung des Heiligen Geistes bereit zu sein,
  • unsere Schritte auf den richtigen Weg zu richten,
  • uns zu bekehren,
  • in Liebe zu leben,
  • Samen deines Friedens und deiner Gerechtigkeit zu sein.

Gebet aus Nicaragua
(Aus: Katholische Junge Gemeinde, Beten durch die Schallmauer. Impulse und Texte. KJG Verlagsgesellschaft mbH. Düsseldorf 1992) 

Oder…

Er trat in ihre Mitte und sie erkannten ihn nicht.

Begegnung mit dem Auferstandenen – wie kann das sein?
Keine Pauken und Trompeten, sondern ganz normale menschliche Nähe.

Nicht gleich erkennbar, eigentlich unfassbar
– wie bei Maria von Magdala
– wie bei den Jüngern von Emmaus,
angewiesen auf Erklärung und Hinweis.

Gott hinterlässt Spuren, an denen wir ihn erkennen können,
wenn wir sensibel sind für seine Zeichen – und wenn wir offen sind für Begegnung.

Oft merken wir sehr spät, dass Gott am Werk war – 
und doch sollen wir seine Zeugen sein. 
                          
Helene Renner (2021)

Segen
Der auferstandene Herr schenke uns:
die Behutsamkeit seiner Hände – 
die Güte seiner Augen – 
das Lächeln seines Mundes – 
die Treue seiner Schritte!

Er schenke uns:
den Frieden seiner Worte – 
die Wärme seines Herzens – 
das Feuer seines Geistes – 
das Geheimnis seiner Gegenwart!

Das gewähre uns der treue und barmherzige Gott – 
+ der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.