Impuls zum 12.04.2020
von Hope Rauguth, Trier, Geistlicher Beirat von pax christi
Aus dem Osterlob
Frohlocket, ihr Chöre der Engel, frohlocket, ihr himmlischen Scharen, lasset die Posaune erschallen, preiset den Sieger, den erhabenen König! Lobsinge, du Erde, überstrahlt vom Glanz aus der Höhe! Licht des großen Königs umleuchtet dich. Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel. Auch du freue dich, Mutter Kirche, umkleidet von Licht und herrlichem Glanze! Töne wider, heilige Halle, töne von des Volkes mächtigem Jubel.
Dies ist die Nacht, die unsere Väter, die Söhne Israels, aus Ägypten befreit und auf trockenem Pfad durch die Fluten des Roten Meeres geführt hat.
Dies ist die Nacht, in der die leuchtende Säule das Dunkel der Sünde vertrieben hat.
Dies ist die Nacht, die auf der ganzen Erde alle, die an Christus glauben, scheidet von den Lastern der Welt, dem Elend der Sünde entreißt, ins Reich der Gnade heimführt und einfügt in die heilige Kirche.
Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg. Dies ist die Nacht, von der geschrieben steht: „Die Nacht wird hell wie der Tag, wie strahlendes Licht wird die Nacht mich umgeben.“ Der Glanz dieser heiligen Nacht nimmt den Frevel hinweg, reinigt von Schuld, gibt den Sündern die Unschuld, den Trauernden Freude. Weit vertreibt sie den Hass, sie einigt die Herzen und beugt die Gewalten.
O wahrhaft selige Nacht, die Himmel und Erde versöhnt, die Gott und Menschen verbindet!
Darum bitten wir dich, o Herr: Geweiht zum Ruhm deines Namens, leuchte die Kerze fort, um in dieser Nacht das Dunkel zu vertreiben. Nimm sie an als lieblich duftendes Opfer, vermähle ihr Licht mit den Lichtern am Himmel. Sie leuchte, bis der Morgenstern erscheint, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht: dein Sohn, unser Herr Jesus Christus, der von den Toten erstand, der den Menschen erstrahlt im österlichen Licht; der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit. A: Amen.
Christ ist erstanden (1536)
Eines der ältesten Lieder in deutscher Sprache. Die Musik ist aus einem Teil der im 9. Jahrhundert von Wipo von Burgund komponierten "Victimae paschali laudes", einer Weise zum Ostertag, entlehnt. Sie ist eine der wenigen Melodien, die über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart überdauert haben. Das Lied wurde schon im 12. Jahrhundert erwähnt und ist seit dem 15. Jahrhundert in verschiedenen Versionen bekannt.
Christ ist erstanden
von der Marter allen.
Des sollen wir alle froh sein,
Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.
Wär er nicht erstanden,
die Welt, die wär vergangen,
seit daß er erstanden ist,
so loben wir den Herrn Jesu Christ.
Kyrieleis.
Halleluja,
Halleluja,
Halleluja.
Des solln wir alle froh sein;
Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.
Evangelientext der Osternacht nach der Einheitsübersetzung
Mt 28, 1-10
28:1 Nach dem Sabbat kamen in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. 2 Plötzlich entstand ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. 3 Seine Gestalt leuchtete wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee. 4 Die Wächter begannen vor Angst zu zittern und fielen wie tot zu Boden.
5 Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. 6 Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag. 7 Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden. Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Ich habe es euch gesagt. 8 Sogleich verließen sie das Grab und eilten voll Furcht und großer Freude zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden.
9 Plötzlich kam ihnen Jesus entgegen und sagte: Seid gegrüßt! Sie gingen auf ihn zu, warfen sich vor ihm nieder und umfaßten seine Füße. 10 Da sagte Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, und dort werden sie mich sehen.
Leben in Gemeinschaft mit Gott
Aus Psalm 27 Von David.
Der HERR ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten?
Der HERR ist die Zuflucht meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen?
Dringen Böse auf mich ein, um mein Fleisch zu verschlingen, meine Bedränger und Feinde; sie sind gestrauchelt und gefallen.
Mag ein Heer mich belagern: Mein Herz wird nicht verzagen. Mag Krieg gegen mich toben: Ich bleibe dennoch voll Zuversicht.
Eines habe ich vom HERRN erfragt, dieses erbitte ich: im Haus des HERRN zu wohnen alle Tage meines Lebens; die Freundlichkeit des HERRN zu schauen und nachzusinnen in seinem Tempel.
Hoffe auf den HERRN, sei stark und fest sei dein Herz! Und hoffe auf den HERRN! AMEN
Impuls zum Nachdenken
Liebe Geschwister!
Corona, wie lange noch? So die bange Frage in manchem Bericht über die zu unserer Lebenszeit nie dagewesene weltweite Krise. "Es ist ernst. Seit der Deutschen Einheit, nein, seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt". Der Umgang mit der Coronavirus-Epidemie sei "eine historische Aufgabe und sie ist nur gemeinsam zu bewältigen", so Kanzlerin Angela Merkel am 11. März in ihrer Fernsehansprache.
„Tiefe Finsternis hat sich auf unsere Plätze, Straßen und Städte gelegt; sie hat sich unseres Lebens bemächtigt und alles mit einer ohrenbetäubenden Stille und einer trostlosen Leere erfüllt, die alles im Vorbeigehen lähmt: Es liegt in der Luft, man bemerkt es an den Gesten, die Blicke sagen es. Wir sind verängstigt und fühlen uns verloren.“ Papst Franziskus in seiner Predigt am 27. März auf dem Petersplatz.
Die Folgen der Corona Pandemie sind Kranke, Tote, Arbeitsausfall und Krankenversorgung am Limit und darüber hinaus. Die Dunkelheit legt sich auf die Stimmung, verändert Empfindungen in Körper und Seele.
Dies ruft verstärkt Erfahrungen hervor, die uns allen auch bisher nicht fremd sind und um die wir auch in unserem ganzen Leben meist nicht herumkommen. In der Regel sind es Krankheit, Leid, Trauer und Schuld, die uns ihre unbeschreibliche Dunkelheit aufdrücken. Dazu kommt die quälende Erfahrung, allein zu sein und die Geborgenheit zu vermissen. Kein Wunder, dass manche daran zerbrechen, mitunter sogar endgültig. Aber es bringt nichts, von einem Leben ohne diese Nachterfahrung zu träumen.
Auch die Osternacht beginnt im Dunkel: umfangen von der Dunkelheit des Lebens und des Sterbens. Auf der Welt liegt schwer wie ein Grabstein die Dunkelheit. Wo bricht Licht herein? In der Feier der Osternacht drücken wir unsere Hoffnung nach Licht aus. Wir beginnen sie draußen in der Nacht, im Dunkel. Dort wird das Feuer entzündet.
Nacht kann nämlich auch anders erlebt werden. Das Dunkel kann auch Voraussetzung zum Auskosten des Lichts und der Wärme werden und die Ruhe nach dem Lärm des Tages zur Oase für Seele, Geist und Leib. Wir sollten auch daran denken, wenn wir von der Nacht reden. Es ist eben ein weiter Bogen, der gespannt ist, von den durchwachten Nächten des Leids und der Not hin zu den durchwachten Nächten des Glückes und der Freude, wie dieser. Durch was sind wir aufgehoben in Leid und in Freud? Auch wenn wir in diesem Jahr die Lichtzeichen des Osterfeuers, der Osterkerze und des sich in der Dunkelheit ausbreitenden Lichtes nicht physisch erfahrbar feiern können, so bleiben doch Kerze und Kreuz Zeichen für dieses Geschehen, dass wir so oft gefeiert haben und im Leben auch schon erfahren haben, wie der Psalmbeter: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil“ (Ps 27) Und wie Jesus uns verheißt: „Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt“ (Joh 12,46).
Nach Jesu Wirken im Zugehen auf die Menschen, seiner Botschaft vom menschenfreundlichen und barmherzigen Gott, den vielen heilsamen Begegnungen für die Menschen, die im Dunkeln lebten, schien dieses Licht erloschen, nach Jesu bitterem Tod am Kreuz.
In der Osternacht mit der völlig unerwarteten Erfahrung des leeren Grabes und dem Erscheinen des Engels, und seiner Botschaft: Fürchtet euch nicht! Der Herr ist auferstanden! beginnt die Erfahrung: Der glimmende Docht ist nicht erloschen. In der Nachfolge des gekreuzigten und auferstanden Jesus werden wir Teil von Jesu Heilswirken.
Das Kreuz als Zeichen wird zum Anker und Ruder, wir sind gerettet.
Während wir Christen an Ostern die Auferstehung Jesu Christi feiern, der nach einem leidensreichen Weg, den Tod am Kreuz erlitt und für das Heil der Menschheit eintrat und dabei eine gewaltsame Durchsetzung von Zielen ablehnte und zur Feindesliebe und gewaltlosem Widerstand aufruft, hat die Friedensbewegung vor 60 Jahren auch in Deutschland mit den Ostermärschen begonnen. Auch diese können dieses Jahr zum ersten Mal nicht physisch stattfinden. Auch wir Christen bildeten von Anfang an einen Teil dieser Friedensbewegung. Die Ostermärsche bieten auch für uns eine Möglichkeit für die Friedensbotschaft Jesu einzutreten.
Aus der britischen Kampagne für nukleare Abrüstung entstand vor 62 Jahren ein Erkennungszeichen für den allerersten Ostermarsch in England. Es kombiniert die beiden Buchstaben N und D (für Nuclear Disarmament) aus dem internationalen Flaggenalphabet. Das Peace-Zeichen steht also für atomare Abrüstung. Der Designer dieses Zeichens Gerald Holtom hat nach eigener Auskunft zugleich das Bild eines vom Erdball umgebenen verzweifelten Menschen gezeichnet. Die Hände dieses Unglücklichen zeigen wehrlos nach außen, wie in dem berühmten Bild von Goyas Bauer, der vor dem Erschießungskommando steht.
Kreuz und Peacezeichen sind für uns Hoffnungszeichen, nämlich dass das Leid der Menschen überwunden werden kann.
So lasst uns dieses Zeichen, in diesem Jahr auch gerade als Einzelne, genauso wie das Kreuz nach außen tragen zum Zeichen unseres Einsatzes für Gerechtigkeit und Frieden!
Der verstorbene Schweizer Theologe Kurt Marti formuliert in seinem anderen Osterlied:
Das könnte den Herren der Welt ja so passen,
wenn erst nach dem Tod Gerechtigkeit käme,
erst dann die Herrschaft der Herren,
erst dann die Knechtschaft der Knechte
vergessen wäre für immer!
Das könnte den Herren der Welt ja so passen,
wenn hier auf der Erde stets alles so bliebe,
wenn hier die Herrschaft der Herren,
wenn hier die Knechtschaft der Knechte
so weiterginge wie immer.
Doch ist der Befreier vom Tod auferstanden,
ist schon auferstanden und ruft uns jetzt alle
zur Auferstehung auf Erden,
zum Aufstand gegen die Herren,
die mit dem Tod uns regieren!
Dazu sage ich AMEN, So sei es!
Fürbitten (nach ök. Netz 2016)
Herr Jesus Christus, deine Auferstehung ist der Anfang der neuen Welt Gottes. Sie wird unter uns Wirklichkeit, wenn wir die Klagen der in unserer Welt Leidenden hören und aufstehen für das Leben. Wir bitten dich:
Für alle die unter der Ausbreitung des Coronavirus leiden, die Kranken, die Helfenden, die die Versorgung mit dem Nötigen sicherstellen, die im Stillstand unseres Leben und Wirtschaften in Not geratenen, die die einsam sind und Angst haben: um Unterstützung und Hilfe, um die Kraft des Auferstandenen.
Für alle, die vor Hunger, Krieg und Verfolgung fliehen müssen, für diejenigen, die auf geschlossene Grenzen und eine „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ stoßen, für alle, die rassistischer Hetze ausgesetzt sind, für Flüchtlinge, die in Elend und Tod abgeschoben werden: um offene Grenzen und offene Herzen, um Verständnis und Gastfreundschaft, um die Kraft des Auferstandenen
Für alle, die Opfer von Krieg und Terror werden, für die Frauen, die oft allein inmitten der Katastrophe für sich und ihre Kinder zu sorgen haben, für die Männer, die in terroristischer Gewalt einen Ausweg im Wahnsinn suchen: um das Ende von Gewalt und Terror, um Wege zum Frieden, um die Kraft des Auferstandenen
Für alle, die früher sterben müssen, weil ihnen der Zugang zu Gesundheit und Pflege verweigert wird, für diejenigen, die keine bezahlbare Wohnung finden und auf der Straße landen, für alle, die ohne Obdach und menschliche Nähe sterben müssen: um Menschen, die aufschreien und sich einsetzen, um die Kraft des Auferstandenen.
Für alle, die krank sind, für diejenigen, die auf fremde Hilfe angewiesen sind, für Menschen, die im Alter arm und einsam sind: um Beachtung und Aufmerksamkeit, um Menschen, die sich Zeit nehmen, um die Kraft des Auferstandenen.
Für alle, die sich gegen die Katastrophen stemmen und den Mut finden, die Götzen beim Namen zu nennen, für diejenigen, die den Mut verloren haben und verzweifelt resignieren: um die Erfahrung von Solidarität, um die Kraft des Auferstandenen
Für unsere Kirche, die oft hin- und hergerissen ist zwischen Anpassung und Hoffnung, für alle, die sich schwer tun mit deiner Botschaft der Gerechtigkeit und der Befreiung, für alle, die darunter leiden, dass die Kraft der Auferstehung in der Kirche so wenig erfahrbar ist: um Befreiung aus Angst und Resignation, um die Kraft des Auferstandenen
Für alle, die wie du ihr Leben gelassen haben im Einsatz für Gottes Reich und seine Gerechtigkeit und für all unsere Toten: um das Licht der Auferstehung, um einen Platz am Tisch des Reiches Gottes. Christus, höre uns!
Vater unser
Du guter Gott so bleibe bei uns auch in dieser Zeit, an Ostern 2020. Schaffe uns neu durch deinen Geist, damit wir auferstehen können, immer wieder, aus jeder Nacht zu einem neuen Morgen. Darum bitten wir durch Jesus unseren Herren und Bruder, auferstanden und lebendig mitten unter uns. Amen
Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben. Amen