“Alle müssen den Krieg verlästern”
02. Jul 2024
"Alle müssen sich gegen den Krieg verschwören und ihn
gemeinsam verlästern", so ruft uns der Christ und Humanist Erasmus von
Rotterdam (gest. 1536) in seiner pazifistischen Hauptschrift "Die Klage
des Friedens" (1517) zu. Der antimilitaristische Schweizer Pfarrer,
Theologe und religiöse Sozialist Rudolf Liechtenhan (1875-1947) legte fünf
Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg in banger Sorge seine jetzt neu edierte
Übersetzung der "Querela Pacis" vor. Die vorliegende Ausgabe wird
ergänzt durch einen einleitenden Text von Eugen Drewermann, zwei Erasmus-Essays
(E. Eisentraut, Stefan Zweig) und eine Bibliographie im Anhang.
Wie niemals zuvor in der Geschichte entscheidet sich heute am Friedensruf des Erasmus das Geschick der Einen Menschheit. Papst Franziskus beklagt den neuen "Weltkrieg auf Raten". Das öffentliche Leben wird auf erschreckende Weise von Militarisierung, Aufrüstungspropaganda und Kriegsertüchtigung durchdrungen. Eugen Drewermann konstatiert in seinem Vorwort: "Der Krieg ist ‚die allgemeine Krankheit des Erdkreises.’ (Erasmus) Oder anders ausgedrückt: er ist in Vorbereitung, Durchführung und ideologischer Rechtfertigung die Geisteskrankheit, der Wahnsinn, die vollendete Verrücktheit des Politischen. Dringend benötigt würde also zur Durchsetzung der einfachsten Forderungen der Vernunft eine von Grund auf wirksame Therapie. Doch jetzt kommt alles noch schlimmer dadurch, daß man die einzige und beste Medizin gegen die paranoische Psychose des Politischen: das Christentum, gerade dieses, in eine Kriegsdroge für Süchtige verwandelt hat."
Seit den Tagen des römischen Soldatenkaisers Konstantin (gest. 337) folgen die dem Staat durch mannigfache Privilegien verbundenen Kirchenkomplexe und Bischöfe nicht der Bergpredigt Jesu, sondern den irrationalen militärischen Heilslehren der Regierenden. Erasmus fordert die Rückkehr zur Botschaft des Anfangs: "An euch appelliere ich, ihr Gott geweihten Priester: ihr wißt wohl, was Gott wohlgefällig ist; wendet alle Mühe daran, es zu verwirklichen! Was ihm aber am meisten verhaßt ist, das treibt aus! An euch appelliere ich, ihr Theologen, verkündet das Evangelium des Friedens, daß es laut in die Ohren des ganzen Volkes hineintöne! An euch appelliere ich, ihr Bischöfe und übrigen hohen Würdenträger der Kirche, werft eure Autorität in die Waagschale, um den Frieden mit ewigen Banden herbeizuzwingen!"
Dieser Ruf gilt unverändert den Kirchenleitungen und Christenmenschen des Jahres 2024. "Was des Erasmus ‘Klage des Friedens’ wohl am meisten faszinierend, aber auch am meisten deprimierend macht, ist ihre scheinbar unverändert andauernde Aktualität." (Eugen Drewermann)
edition pace (Gründungsreihe) - Band 21
Herausgeber: Peter Bürger, Editionsmitarbeit: Ingrid von Heiseler.
"Die Klage des Friedens" 1517, übersetzt von Rudolf Liechtenhan - mit einem Vorwort von Eugen Drewermann (= edition pace, Band 21). Norderstedt: BoD 2024. (ISBN: 978-3-7583-8178-2; Paperback; 128 Seiten; 7,90 Euro)
Inhaltsverzeichnis, Leseprobe & Bestelldaten hier beim Verlag:
https://buchshop.bod.de/alle-muessen-den-krieg-verlaestern-erasmus-von-rotterdam-9783758381782
Diese Erasmus-Übersetzung wird mitverbreitet von:
- Bodo Bischof-Impuls | Projekt "Kirche & Weltkrieg"
- ‚Die andere Reformation’: Wolfgang Krauß, Augsburg
- Internetportal: friedenstheologie.de
- Lebenshaus Schwäbische Alb e.V. https://www.lebenshaus-alb.de/magazin/media/pdf/Lebenshaus_Online_ERASMUS.pdf
- Ökumenisches Institut für Friedenstheologie (OekIF)
- Ökumenisches Netz in Bayern
- pax christi: Bistumsgruppen Freiburg, Essen,
- Köln, München, Münster, Paderborn | sowie die
- pc-Kommissionen ‚Gewaltfreiheit’ & ‚Friedenspolitik’
- Portal: worldcitizens.de
- Solidarische Kirche im Rheinland
- Tolstoi-Friedensbibliothek.de
- Versöhnungsbund